In den letzten Jahren ist die Anzahl der Studentinnen im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich wie auch die Beschäftigung von Frauen in Wissenschaft und Forschung kontinuierlich gestiegen. Trotzdem fällt der Frauenanteil in der Forschung mit 25 Prozent immer noch deutlich zu gering aus. Frauen sind in diesem Bereich zumeist in öffentlichen Forschungseinrichtungen beschäftigt: Die Frauenquote liegt an Hochschulen bei 35 Prozent und in staatlichen Einrichtungen bei 32 Prozent. Die größte Unterrepräsentanz von Frauen im Forschungsbereich zeigt sich bei den Unternehmen, hier liegt der Frauenanteil bei nur 13 Prozent.
Je höher die Position, desto geringer der Frauenanteil
Betrachtet man wissenschaftliche Laufbahnen an deutschen Hochschulen, dann ist Folgendes festzustellen: Die Anzahl weiblicher und männlicher Studierender ist nahezu ausgeglichen. Knapp 50 Prozent der Studierenden sind Frauen, der Frauenanteil nimmt aber im weiteren Verlauf wissenschaftlicher Karrieren immer weiter ab. Kurz gesagt: je höher die Position, desto geringer der Frauenanteil.
Das „Professorinnenprogramm“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zur Steigerung des Anteils von Professorinnen an Hochschulen hat zwar mit dazu beigetragen, dass sich seit dem Jahr 2000 der Anteil von Professorinnen von 10 auf knapp 20 Prozent verdoppeln konnte, trotzdem gibt es noch viel zu tun. Dies zeigt sich vor allem in naturwissenschaftlichen und technischen Studienfächern. In den Ingenieurwissenschaften waren gerade einmal 9 Prozent der Professuren von Frauen besetzt, in der Elektrotechnik waren es sogar nur 4 Prozent.
Projekte wie der Girls’Day setzen sich erfolgreich für die Gleichstellung von Frauen in naturwissenschaftlichen und technischen Wissenschaftsbereichen ein und zeigen bereits Wirkung: Das Beschäftigungswachstum von Frauen fällt in fast allen naturwissenschaftlich-technischen Berufsgruppen inzwischen stärker aus als das von Männern. So ist der Anteil beschäftigter Ingenieurinnen um ein Viertel gestiegen, der Anteil an Naturwissenschaftlerinnen sogar um mehr als ein Drittel.
Mixed Leadership
Eine ausgewogene Geschlechterverteilung auch in höheren Hochschul- und Unternehmensposten führt zu einer gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern im Bereich der Forschung. Frauen stellen ein entscheidendes intellektuelles Potenzial dar, welches für den Forschungsstandort Deutschland unentbehrlich ist. Die Nutzung des Know-hows qualifizierter Frauen stärkt die Innovation und Qualität in Wissenschaft und Forschung und trägt somit zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit bei.
Neben Fragen der Gerechtigkeit und Ökonomie muss es aber auch darum gehen, die Talente von Frauen vorurteilsfrei anzuerkennen. Dies ist nur möglich, wenn das tradierte „männliche“ Wissenschaftsbild verändert wird. Je vielfältiger sich ein Forschungsteam zusammensetzt, umso vielfältiger sind die Perspektiven auf die Welt und umso gezielter kann für vielfältige Bedürfnisse geforscht werden.
Auch in den Führungsebenen von Unternehmen hat sich die Strategie eines „mixed leadership“ – also eines gemischten Führungsteams – als nachweislich gewinnbringend bewährt, und zwar qualitativ und quantitativ.
Eine Motte im Computer
Der Blick zurück in die Geschichte zeigt, dass auch in der Vergangenheit die Mitarbeit von Frauen in Wissenschaft und Forschung große Erfindungen und Innovationen hervorgebracht haben. So z. B. die Computerpionierin Grace Hopper (1906 – 1992), die den Begriff Bug (dt. Käfer) im Zusammenhang mit Computerfehlern prägte.
Als eines Tages eine Motte den Computer, mit dem sie arbeitete, außer Betrieb setzte, klebte sie diese kurzerhand ins Logbuch und notierte: „First actual case of bug being found“, (dt. „Das erste Mal, dass tatsächlich ein ‚Käfer‘ gefunden wurde“). Doch das ist längst nicht alles: Sie arbeitete an der Harvard-Universität mit dem ersten Computer der USA, dem Mark I. Dabei programmierte sie als dritte Person überhaupt diesen Rechner. Ihre Mitarbeit an der Entwicklung Mark II und dem ersten kommerziellen Computer UNIVAC I folgten. Darüber hinaus erfand sie den Compiler, ein Programm zur Übersetzung von Programmierkommandos in Maschinensprachcodes, und entwickelte die erste Programmiersprache, die für Daten und Befehle umgangssprachliche Worte verwandte.