Sonnenschutz ist im Sommer im wahrsten Wortsinne ein heißes Thema. Beschattungstextilien wie Schirme, Markisen oder Strandmuscheln versprechen kühlenden Schatten und Schutz vor schädlicher UV Strahlung. Auch immer mehr spezielle UVSchutzkleidung findet sich in den Läden.
Warum schützen spezielle UV-Schutztextilien sogar noch besser vor der Sonne als kosmetische Sunblocker mit hohem Lichtschutzfaktor (LSF)?
Die verarbeiteten Chemiefasern tragen den Sonnenschutz quasi in sich. Titandioxidpartikel, wie man sie auch aus Pudern und Sonnencremes kennt, sind in den Fasern eingebunden und arbeiten dort wie winzige Spiegel, indem sie die energiereichen UV-Strahlen reflektieren und damit die darunterliegende Haut schützen. Hinzu kommt, dass bei UVSchutztextilien durch spezielle Gewebekonstruktionen der UV-Schutz weiter erhöht wird, in dem man z. B. mehrere Schichten übereinander legt, welche die zwangsläufig im Gewebe oder der Maschenwaren entstehenden Lücken zwischen den Fasern überlagern.
Welche Kriterien bestimmen den UV-Schutzfaktor von Textilien?
Neben der Materialzusammensetzung, Bindungsart und Flächengewicht haben auch Farbe und Ausrüstung der Materialien einen entscheidenden Einfluss auf den UV-Schutzfaktor (UPF) eines textilen Materials.
Welche Rolle spielt die Farbe eines textilen Materials beim UV-Schutzfaktor?
Dunkle Farben erzielen meist einen besseren UV-Schutz als helle Farben, da die Farbpigmente ebenfalls UV-Strahlung absorbieren. Aus diesem Grund färben die Tuareg in der Sahara seit Jahrhunderten ihre Kleidung dunkelblau ein. Durch chemische Ausrüstungen wie UV-Absorbersysteme ist es allerdings heute möglich, vergleichbare Werte auch auf helleren Farben zu erzielen.
Warum schützen Naturfasern nur bedingt vor UV-Strahlen?
Der Schutz vor UV-Strahlen ist bei Naturfasern wie z. B. bei Baumwolle oder Leinen relativ gering. Ein weißes T-Shirt bietet gerade mal einen UV-Schutzfaktor von 10-15. Grund dafür ist, dass die Baumwollfasern an sich wenig UV-Strahlung reflektieren oder absorbieren. Das gilt vor allem, wenn Sie Feuchtigkeit aufgenommen haben – die Fasern werden dann quasi durchsichtig. Ohne diesen Effekt gäbe es beispielsweise auch keine Wet-T-Shirt- Wettbewerbe (lacht)! Zudem haben Baumwollfasern einen Nierenförmigen Querschnitt, d. h. innerhalb einer Faser ist der Durchmesser sehr unterschiedlich. In Verbindung mit gedrehten Struktur ergeben sich im Gewebe oder der Maschenware größere Lücken, durch die UV-Strahlung ungehindert auf die darunterliegenden Hautschichten dringen kann.
Gibt es auch Naturfasern mit gutem UV-Schutzfaktor?
Naturseide verfügt über einen relativ hohen UV-Schutzfaktor, da sie ebenso wie moderne Chemiefasern über mattierende Faserbestandteile verfügt, die UV-Strahlen reflektieren und absorbieren. Außerdem verhindern gleichmäßige Faserstrukturen mit geringen Abständen im Gewebe oder Maschengewirke, dass die UV-Strahlung auf die Haut gelangen kann. Abhängig von der Farbgebung liegt der UPF bei 20 bis 30. Aus gutem Grund wird z. B. in Indien der Sarong aus Seide in mehreren Schichten übereinander getragen, dadurch wir der UV-Schutzfaktor zusätzlich erhöht.
Wie wird der UV-Schutzfaktor von Textilien angegeben?
Der Schutz, den Textilien vor UV-Strahlung bieten, wird als UV-Schutzfaktor (UPF = Ultraviolet Protection Factor) ausgewiesen. Dieser entspricht in der Aussage dem Lichtschutzfaktor (LSF) bei Sonnencremes und gibt an, um welchen Faktor die vom individuellen Hauttyp abhängige Eigenschutzzeit der Haut durch ein textiles Material verlängert werden kann. Die Haut einer Person vom Hauttyp I etwa, mit roten oder blonden Haaren, blauen Augen und sehr hellem Teint, hat eine Eigenschutzzeit von ungefähr fünf bis zehn Minuten. Setzt eine solche Person sich länger ungeschützt der prallen Sonne aus, riskiert sie einen gefährlichen Sonnenbrand. Geschützt von einem textilen Material mit UPF 80 kann diese Person ihre Verweildauer in der Sonne um das Achtzigfache verlängern, ohne Hautschädigungen zu provozieren. D. h. auf maximal 6,5 bis 13 Stunden (80 x 5 min = 400 min bis 80 x 10 min = 800 min). Zu beachten ist allerdings, dass alle nicht von Textilien bedeckten Körperstellen zusätzlich mit Sonnencreme geschützt werden müssen.
Immer wieder geben die Hersteller von UV-Schutztextilien statt des UPF auch an, wie viel Prozent der UV-Strahlung von ihren Produkten zurückgehalten werden. Wie kann der Verbraucher diese Angaben bewerten?
Solche Aussagen sind für den Laien nur schwer interpretierbar. Werden zum Beispiel 95% der UV-Strahlen zurückgehalten, entspricht das gerade mal einem UPF von 20. Wer beim Kauf von Beschattungstextilien auf Nummer Sicher gehen will, sollte deshalb auf jeden Fall kritisch nachfragen, sich die gemachten Angaben genau erklären lassen und mit den persönlichen Anforderungen abgleichen, die sich unter anderem aus dem persönlichen Hauttyp und der daraus resultierenden Eigenschutzzeit ergeben.
Sie empfehlen bei Beschattungstextilien ebenso wie bei Bekleidung die Messung des UPF nach UV Standard 801. Warum?
Der UV-Standard 801 wurde 1998 entwickelt, um die Schwachstellen der bis dahin bestehenden Prüfnorm des Australisch/ Neuseeländischen Standard (AS/NZ 4399:1996) zu beseitigen. Dieser berücksichtigt die Belastungen und Beanspruchungen während des Gebrauchs und der Wäsche nicht. Im Gegensatz dazu wird beim UV Standard 801 der UPF des Textils nicht nur im Neuzustand, sondern auch im gespannten und befeuchteten Zustand sowie nach mechanischer Beanspruchung und nach Waschbehandlung beziehungsweise nach künstlicher Bewitterung bestimmt.
Wie viel Firmen lassen nach dieser Prüfmethode messen?
Inzwischen sind es über 100 Unternehmen, die verschiedene Produkte mit hohem UVSchutz herstellen und nach dem UV-Standard 801 prüfen und/oder zertifizieren lassen. Auf der Internetseite des UV Standard 801 (www.uvstandard801.de) findet sich eine Auswahl von Unternehmen, die ihre Produkte mit dem UV Standard 801 bewerben.
Welche Produkte werden in erster Linie nach dem UV Standard 801 bewertet?
Wir empfehlen die Messungen nach dem UV Standard 801 wegen ihrer sehr praxisnahen Ergebnisse für Beschattungstextilien wie Schirme, Markise und Strandmuscheln sowie allen Arten von Bekleidungstextilien. Die Bandbreite der Produkte reicht von Badebekleidung über Freizeit- und Trekkingbekleidung bis hin zu Geweben für Arbeitsbekleidung. Der Schwerpunkt liegt bei Bade- und Freizeitbekleidung für Kleinkinder und Kinder, bei denen der Schutz vor UV-Strahlung besonders wichtig ist.
Sonnenschutz ohne Wenn und Aber
Die Haut von Säuglingen und Kleinkindern ist besonders empfindlich. Jedes Zuviel an UV-Strahlen erhöht das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und Kinderumwelt informieren über richtigen Sonnenschutz für Kinder.
Endlich hält der Sommer Einzug in Deutschland. Und die Sonne scheint und strahlt an diesem Wochenende endlich mit ihrer vollen Intensität. Aber was bedeutet das für unser Haut, besonders die von Kindern und Babies?
Eltern, aber auch Fachkräfte aus Kindertageseinrichtungen sind oft verunsichert, wann und wie sie Kinder draußen spielen lassen können. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bietet gemeinsam mit der Kinderumwelt gemeinnützige GmbH fachlichen Rat. Im neuen Themenschwerpunkt „Sonnenschutz ohne Wenn und Aber“ auf www.kindergesundheit-info.de erhalten Eltern ab sofort, umfangreiche Informationen über die kindliche Haut und zahlreiche Tipps, wie sie ihre Kinder vor übermäßiger UV-Strahlung schützen können.
In den vergangenen 30 Jahren haben sich die Erkrankungsraten von Hautkrebs mehr als verdreifacht. Dies wird vor allem auf eine zunehmende Belastung durch UV-Strahlen zurückgeführt. Häufigere Sonnenbrände in der Kindheit und Jugend erhöhen ein späteres Hautkrebsrisiko um das Zwei- bis Dreifache. Sonnenschutz ist daher ein Muss.
Bei Säuglingen und Kleinkindern muss sich der UV-Eigenschutz der Haut erst noch entwickeln. In den ersten zwölf Lebensmonaten sollten Babys möglichst keiner direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt sein. Auch bei bedecktem Himmel ist Vorsicht angebracht. Auf Sonnenschutzmittel sollte jedoch verzichtet werden, da sie die Babyhaut unnötig belasten. Wichtig ist, dass sich Säuglinge und Kleinkinder vorwiegend im Schatten aufhalten und sonnengerechte Kleidung tragen. Hierzu zählen etwa Hüte, Kappen oder Kopftücher sowie luftige und nicht zu enge Kleidung, die den Körper weitestgehend bedeckt.